Eine Fraktur
Eine Fraktur ist eine teilweise oder vollständige Knochentrennung.
Frakturen treten am häufigsten auf, wenn der Knochen plötzlich einer erheblichen mechanischen Belastung ausgesetzt wird. Diese Frakturen werden als mechanische Frakturen (traumatisch) bezeichnet. Die Kontinuität des Knochens kann auch durch den sich darin entwickelnden pathologischen Prozess gestört werden. Eine solche Fraktur wird als pathologisch (spontan) bezeichnet. Sie kann ohne äußere Einflüsse auf den Knochen auftreten.
Knochenbrüche unter dem Einfluss mechanischer Kräfte gehen immer mit Weichteilschäden einher. Der Grad der Schädigung dieser, sowie die Art der Fraktur hängt stark von der Stärke der mechanischen Einwirkung ab. Der Knochenbruch, bei dem die Verbindung zwischen den Knochenteilen nicht unterbrochen wird, wird gewöhnlich als Fissura (Riss) bezeichnet.
Die Häufigkeit der einzelnen Frakturen ist stark saisonabhängig. So sind beispielsweise Wirbelbrüche im Sommer während der Badesaison häufiger, während Knöchel- und Epiphysenknochenbrüche im Winter bei Stürzen auf vereisten Straßen häufiger auftreten.
Die Klassifikation von Frakturen
Je nachdem, ob die Knochenwunde über das geschädigte Körpergewebe mit der Umwelt verbunden ist oder nicht, sollten alle Frakturen in geschlossene und offene Frakturen unterteilt werden. Diese Fraktureinteilung ist sehr wichtig, da es bei offenen Frakturen immer die Gefahr besteht, dass Krankheitserreger in die Wunde eindringen und sich in der Frakturzone eitrigen Entzündungen entwickeln. Dies sollte bei der Erstversorgung eines Patienten mit Frakturen und vor allem bei der Behandlung von Frakturen immer berücksichtigt werden.
Die Einteilung von Frakturen
Die Frakturen werden durch ihre Lokalisation in diaphysäre, metaphysäre und epiphysäre Frakturen unterteilt.
Die epiphysäre (intraartikuläre) Frakturen sind die kompliziertesten.
Sie verursachen schwere Störungen in der Gelenkform und führen sehr oft zu einer dauerhaften Störung der Gelenkbewegung. In einigen Fällen (vor allem bei Kindern) kommt es zu einer Ablösung der Epiphyse, der sogenannten Epiphysiolyse, die häufiger bei der Epiphyse von Schulter, Radius und Schienbein beobachtet wird.
Die metaphysäre (nahezu artikuläre Frakturen)
Diese werden oft durch die Adhäsion eines Knochenfragments an ein anderes fixiert. Andernfalls werden sie als injiziert bezeichnet. Diese Brüche haben eher den Charakter von Rissen in Form von Längs‑, Radial- und Spirallinien.
Die diaphysäre Frakturen (Knochenschaftfrakturen)
Das sind Frakturen an den Röhrenknochen. In der klinischen Praxis sind diaphysäre Frakturen häufiger.
Die Mechanismen der Frakturbildung
Die Frakturen werden unter Berücksichtigung des Mechanismus der Frakturbildung unterschieden. Es wird unterschieden die Kompressionsfrakturen, die Biegungsfrakturen und die Spiralfrakturen. Der Mechanismus der verschiedenen Arten von Knochenbrüchen basiert auf den Gesetzen der Mechanik, nach denen sich die Moleküle entweder unter dem Einfluss von Traumata (Kompressionsfrakturen) nähern oder sich voneinander entfernen (Abrissfrakturen). Oder schließlich bewegen sie sich spiralförmig zu einander (Spiralfraktur).
Die Größenordnung des Knochenbruchs hängt von der Dauer des externen Verletzungsfaktors und der Richtung seiner Kraft ab.
Die Kompressionsfrakturen oder die Kontraktionsfrakturen können sowohl längs als auch quer in Richtung der Knochenachse auftreten. Die langen Röhrenknochen werden eher beschädigt, wenn sie quer als längs zusammengedrückt werden.
Die Kompression dieser Knochen in Längsrichtung führt zu Frakturen. Die Kompressionsfrakturen finden sich oft in der Wirbelsäule, wo die Wirbelkörper komprimiert werden.
Die Biegungsfrakturen werden durch direkte und indirekte Gewalt verursacht. Der Knochen biegt sich bis zur Grenze seiner Elastizität und bricht. Gleichzeitig kommt es auf der konvexen Seite des Knochens zu einer Verletzung der anliegenden Weichteilen. Es entstehen eine Reihe von Rissen in verschiedene Richtungen. Der Knochen bricht und bildet manchmal ein Fragment von dreieckiger Form.
Die Drehfrakturen entlang der Knochenlängsachse werden als Torsions‑, Spiral- oder Schraubenfrakturen bezeichnet. Diese Frakturen sind in den großen Röhrenknochen (Oberschenkelknochen, Oberarmknochen, Schienbein) zu finden. Die Fraktur befindet sich in der Regel weit weg vom Krafteinleitungspunkt.
Reißfrakturen entstehen durch eine starke Kontraktion des plötzlichen Einsetzens der Muskelkontraktion. Dabei werden die Knochenbereiche abgerissen, an denen der kontraktile Muskel befestigt ist.
Die vollständige und unvollständige Fraktur
Je nach Grad der Knochenkontinuitätsstörung werden Frakturen in vollständige und unvollständige (Risse) unterteilt. Wenn der Knochen vollständig gebrochen ist, wird er im gesamten Gewebe beschädigt, so dass sich die Knochenfragmente zueinander bewegen können (Frakturen mit Verschiebung). Bei unvollständigen Frakturen werden die Knochenfragmente nicht verschoben (Frakturen ohne Verschiebung).
In die Richtung der Frakturlinie sind die Querfrakturen (die Frakturlinie steht senkrecht zur Knochenachse) und die Längsfrakturen (die Frakturlinie liegt entlang der Knochenachse) häufig. Die schräggestellten Frakturen sind Frakturen bei welchen die Frakturlinie schräg zur Knochenachse gerichtet ist. Die schraubenförmigen oder spiralförmigen Frakturen sind Frakturen bei welchen die Verdrehung von Knochenfragmenten entlang ihrer Achse ist.
Die Gründe für Verschiebung von Knochenfragmenten
Die Gründe, die bei einem Knochenbruch zur Verschiebung von Knochenfragmenten führen können, lassen sich in drei Arten unterteilen :
1) die primäre Verschiebung, die sich aus der Einwirkung von Körperkraft und der Richtung ihrer Einwirkung ergibt
2) eine sekundäre Verschiebung, die durch die Kontraktion von Muskeln verursacht wird, die an dem gebrochenen Knochen befestigt sind
3) tertiäre Verschiebung, die entsteht durch den Einfluss sekundärer externer Mechanismen auf den beschädigten Knochen (unsachgemäßer Transport vom Ort der Verletzung, unruhiges Verhalten des Patienten)
Bei der Verschiebung von Knochenfragmenten können sich Muskeln, Sehnen und Nerven verkeilen, was den Verlauf der Fraktur erheblich verkompliziert und deren Behandlung beeinträchtigt.
Abhängig von der Anzahl der Knochenbrüche ist es üblich, zwischen einer und mehreren Frakturen zu unterscheiden.
Wenn es zu mehrerer Brüchen am Knochen kommt wird die als multiple Fraktur bezeichnet.
Wenn Knochenbrüche zu Schäden an Organen im Frakturbereich führen, spricht man von komplizierten Frakturen. Wenn die Fraktur nicht von Organschäden begleitet wird, spricht man von einer einfachen Fraktur, aber es ist zu beachten, dass es in der Tat keine einfachen Frakturen gibt, da die Fraktur immer Weichteilschäden an der Stelle verursacht, an der sie sich befindet. Da diese Frakturen jedoch keiner besonderen Behandlung bedürfen, gelten sie als unkompliziert.
Kompliziert sind Schädelfrakturen mit Schädigung des Hirngewebes, Beckenfrakturen mit Schädigung der Beckenorgane, offene Frakturen, Knochenfrakturen mit Schädigung großer Gefäße und Nerven.