In Japan nennt man es Shin­rin-Yoku – wört­lich „Wald­ba­den”. Hier könn­ten wir es ein­fach einen Spa­zier­gang im Park nen­nen. So oder so, Men­schen auf der gan­zen Welt haben ein intui­ti­ves Gespür für die erhol­same Kraft der natür­li­chen Umwelt.

Die Frage ist : Warum ?

Wis­sen­schaft­ler haben eine breite Palette von Theo­rien über die spe­zi­fi­schen kör­per­li­chen und geis­ti­gen Vor­teile der Natur ent­wi­ckelt, die von sau­be­rer Luft und feh­len­der Lärm­be­läs­ti­gung bis hin zu den schein­ba­ren immun­stär­ken­den Effek­ten eines fei­nen Nebels aus „äthe­ri­schen Holz­ölen” rei­chen. Aber die stärks­ten Vor­teile, so eine neue Stu­die, kön­nen sich aus der Art und Weise erge­ben, wie Bäume und Vögel und Son­nen­un­ter­gänge sanft an uns zie­hen – aber nie grei­fen -, um unsere Auf­merk­sam­keit zu erregen.

Die Stu­die, die in einer der nächs­ten Aus­ga­ben des Jour­nal of Affec­tive Dis­or­ders erschei­nen wird, fand her­aus, dass Frei­wil­lige, die an Depres­sio­nen lei­den und einen 50-minü­ti­gen Spa­zier­gang in einem Wald­park mach­ten, ihre Wahr­neh­mung ver­bes­ser­ten, gemes­sen an der Fähig­keit, sich eine zufäl­lige Zei­chen­kette zu mer­ken und sie in umge­kehr­ter Rei­hen­folge zu wie­der­ho­len, im Ver­gleich zu denen, die durch die Stra­ßen der Stadt gin­gen. Eine frü­here Stu­die fand ähn­li­che Ergeb­nisse bei Pro­ban­den, die nicht depres­siv waren.

Frei­wil­lig oder nicht

Die Erklä­rung, so der Haupt­au­tor und wis­sen­schaft­li­cher Mit­ar­bei­ter, liegt in der Unter­schei­dung zwi­schen zwei Arten von Auf­merk­sam­keit : „frei­wil­lig”, in dem wir uns bewusst auf etwas kon­zen­trie­ren ; und „unfrei­wil­lig”, in dem etwas unsere Auf­merk­sam­keit erregt.

Die Fähig­keit, frei­wil­lige Auf­merk­sam­keit zu len­ken, ist im täg­li­chen Leben (und bei kogni­ti­ven Auf­ga­ben wie der Erin­ne­rung an zufäl­lige Zif­fern) von ent­schei­den­der Bedeu­tung, aber sie ist leicht ermü­dend. Wir glau­ben, dass ein Spa­zier­gang im Park eine Pause macht, da der Geist die Mög­lich­keit hat, ziel­los zu wan­dern und sich – unwill­kür­lich, aber sanft – mit der Umge­bung zu beschäftigen.

In vie­len Natur­ge­bie­ten sind Sie von lau­ten Geräu­schen und Ablen­kun­gen weit ent­fernt”, wird erklärt „Es ist eher weni­ger über­füllt, so dass Sie sich keine Sor­gen machen müs­sen, dass Sie auf Men­schen sto­ßen, und es hat auch inter­es­sante Anre­gun­gen, die Ihre Auf­merk­sam­keit auto­ma­tisch auf sich ziehen.”

Hupen und Ampeln und über­füllte Bür­ger­steige – und so ziem­lich jeder andere Bestand­teil des moder­nen Lebens in einer Groß­stadt – zwin­gen Sie dage­gen stän­dig dazu, Ihre frei­wil­lige Auf­merk­sam­keit dar­auf zu ver­wen­den, zu reagie­ren oder sie zu blo­ckie­ren, so dass Sie kogni­ti­ver erschöpft sind.

All dies lässt es so klin­gen, als ob die Vor­teile der Natur vor allem in Ihrem Kopf lie­gen. Es stimmt, dass der bloße Blick aus dem Fens­ter auf die Natur oder, in etwas gerin­ge­rem Maße, der Blick auf Bil­der von Natur­sze­nen einige der glei­chen Effekte her­vor­ru­fen kann. Aber auch die phy­si­sche Umge­bung selbst kann eine Rolle spie­len, bemerkt Dr. Berman.

Ein offen­sicht­li­cher Kan­di­dat ist die Luft­qua­li­tät : Eine ein­zige Belas­tung durch ver­schmutzte Luft kann Lun­gen- und Herz­pro­bleme aus­lö­sen, und eine chro­ni­sche Belas­tung ist mit einem kogni­ti­ven Rück­gang ver­bun­den. Selbst inner­städ­ti­sche Parks und Rad­wege am Fluss haben wahr­schein­lich eine deut­lich bes­sere Luft­qua­li­tät als belebte Stadt­stra­ßen, und Bäume bie­ten eine zusätz­li­che Schutz­wir­kung. Die Emis­sio­nen von Fahr­zeu­gen, die nur 200 Meter von einer Straße ent­fernt sind, sind bereits vier­mal gerin­ger als auf dem Bür­ger­steig neben der Straße.

Ein unge­wöhn­li­cher Vor­schlag von For­schern der japa­ni­schen Nip­pon Medi­cal School ist, dass Bäume einen fei­nen Nebel aus gesund­heits­för­dern­den „äthe­ri­schen Ölen aus Holz” abge­ben. In einer Reihe von Shin­rin-Yoku-Stu­dien haben die For­scher berich­tet, dass ein zwei­stün­di­ges Gehen im Wald die Immun­funk­tion ver­bes­sert (gemes­sen an der Menge der „natür­li­chen Kil­ler­zel­len”), Stress­hor­mone redu­ziert und den Blut­druck senkt, ver­gli­chen mit ähn­li­chen Wan­de­run­gen in der Innen­stadt Tokios.

(Bevor Sie eine Kiste mit äthe­ri­schen Ölen aus Holz kau­fen, soll­ten Sie beach­ten, dass diese For­schung zum Teil vom japa­ni­schen Forst- und Holz­for­schungs­in­sti­tut finan­ziert wurde.

Die Tat­sa­che, dass Bil­der der Natur kogni­ti­ven Nut­zen erzeu­gen kön­nen, deu­tet jedoch dar­auf hin, dass zumin­dest ein Teil der Wir­kung durch das, was wir sehen, ver­mit­telt wird. Eine ein­fa­che Hypo­these ist die Farbe : Natur­sze­nen sind eher grün als urban. Eine sub­ti­lere Mög­lich­keit ist, dass Natur­land­schaf­ten mehr frak­tale Mus­ter auf­wei­sen – eine mathe­ma­ti­sche Klas­si­fi­ka­tion, die die kom­ple­xen For­men von Phä­no­me­nen wie Küs­ten­li­nien, Gebirgs­ket­ten und Brok­ko­li­rö­schen beschreibt – im Ver­gleich zu den ein­fa­chen gera­den Linien, die von Men­schen­hand geschaf­fene Umge­bun­gen charakterisieren.

Viel­leicht erregt der Blick auf diese frak­ta­len Mus­ter auto­ma­tisch die Auf­merk­sam­keit, was zu die­sem restau­ra­ti­ven Pro­zess führt”, sagt Dr. Berman.

Es ist unwahr­schein­lich, dass es eine ein­zige magi­sche Qua­li­tät oder ein äthe­ri­sches Öl gibt, das den Ruf der Halb­wil­den voll­stän­dig erklärt. Im Moment ist es genug zu wis­sen, dass die Vor­teile der Expo­si­tion gegen­über der Natur real und mess­bar sind. Und in einer zuneh­mend zer­streu­ten und abge­lenk­ten Welt sind sie wich­ti­ger denn je.

Wie man das Beste aus der Natur macht

Wäh­rend viele Men­schen einen Spa­zier­gang im Park genie­ßen, ist Ver­gnü­gen nicht erfor­der­lich, um kogni­tive Vor­teile zu erhal­ten. Die Frei­wil­li­gen genos­sen ihre Natur­spa­zier­gänge im Win­ter weni­ger als im Sommer,